1.Tag: Lörrach - Montreux - 250 km

Erstmal alles fest machen auf dem Autozug


Abfahrt in Hamburg

Freitag Abend stehe ich nun nach langer Einstimmung -und Vorbereitungszeit endlich am Terminal der Autozug Verladestation in Hamburg.
Koffer, Rollen, Tankrucksack und Futtertasche sind gepackt und ich hoffe, dass ich das dabei habe was ich auch benötige. Aus Erfahrung weiss ich, dass es häufig das Falsche ist oder von dem was man die ganze Zeit braucht immer zu wenig und von daher bin ich doppelt gerüstet - zwei Moped-Garnituren. Nur die ganz warmen Sachen habe ich zu Hause gelassen - im Nachgang betrachtet werde ich das noch bereuen, aber dazu später mehr an gegebener Stelle.
Es ist ein warmer Frühlings Abend als mein Moped-Kumpel G. mich an meinen 5 Kilometer entfernten zu Hause abholt, um mir mit dem Gepäck aus dem 4. Stock zu helfen und mit dem Beladen des Mopeds. Zwar habe ich nach meinen vielen Reisen bereits Routine darin, aber vor einer so grossen und langen Reise, die ich 4 Wochen lang ganz alleine bestreiten werde, ist eine moralische Stütze nicht verkehrt. Trotz der Hilfe - viele werden es kennen - ist man nach dem Aufpacken schon das erste Mal im eigenen Saft gebadet.

Doch heute haben sich nicht nur mein Freund G. sondern kurzfristig auch noch zwei Freundinnen als Abschiedskomitee angekündigt. Ein bisschen eine explosive Mischung, denn nicht alle sind sich, wenn sie aufeinander treffen in der Runde so ganz grün.
 
Doch von der weiblichen "Verstärkung" wird G. erst am Bahnhof erfahren und sodann beizeiten die Flucht ergreifen. Kerniger Moped Kumpel trifft auf Sektflöten - Cremont - Chips Party - Franktion. Und so bleibt bis  Abfahrt meine Freundin B. am Bahnsteig, mit der ich auch zur Vorbereitung auf eine unruhige Nacht mit fremden Menschen auf die Schnelle zwei Pickolöchen vernichte und die mir zum Abschied zusammen mit einem innigen Kuss ein kleines Geschenk überreicht. Dazu muss man wissen wir hatten die Monate davor so unsere Höhen und Tiefen miteinander und auch unsere Funkstillen, die aber nicht dazu geführt haben, uns endgültig voneinander lösen zu können.
Nun sitze ich da in meinem Abteil, starre verwirrt auf Karte und Armband ob der letzten Stunden und denke darüber nach, ob ich es anlegen sollte, ist diese Reise doch Abschied und ein Loslassen von dem was ich dringend hinter mir lassen sollte und will.
Als Talisman habe ich dieses Armband
zum Abschied geschenkt bekommen
- es wird mich die ganze Reise begleiten
Für all das habe ich in meinem Gepäck je einen Stein den ich am Ende der Reise am Kreuz in Faro ablegen werde. Für unsere On-Off Geschichte ist auch einer dabei.
  
Samstag den 26. Mai beginnt damit, dass ich am frühen Morgen mit dem Autozug Lörrach erreiche .

An Schlaf in diesen Abteilen der Bahn, die nach meinem Dafürhalten einfach nur einen neuen Namen vom österreichischen Betreiber bekommen hatten, war trotz sehr ruhigen Nachbarn nicht wirklich zu denken. Um 6 Uhr werden wir mit einem amerikanischen Schlager aus dem Schlaf geholt mit der Bitte doch 10 Minuten später unser Frühstück entgegen zu nehmen. Bundeswehr lässt grüssen, springen wir alle mehr oder weniger dynamisch aus unseren Koien - ich eher letzteres - bevorzuge ich es doch eher bereits angezogen und nicht im Schlafanzug mit wildfremden Menschen mein Frühstücksmahl einzunehmen.
 
Pappiges Brötchen, Marmelade und ein labbriges Croisson gebe ich direkt an den vor Hunger gierenden jungen Mann mir gegenüber weiter und packe meine Sachen vom Vorabend aus. Ich bin ich froh, dass ich noch Obst und ein belegtes Brötchen in meinem Tankrucksack vom Vortag habe. 
Orangensaft, Apfel und ein noch recht annehmbares Baguett mit Schinken, das ich gestern nicht mehr geschafft habe. Dazu den Tee vom freundlichen Schaffner. Das Frühstück ist gerettet, bevor ich mich dann auf den Weg über Berg und Tal auf die erste Etappe nach Montreux machen werde.
 
Doch zuerst heisst es warten, dass die Fahrzeuge fertig zum Entladen sind.
Doch das macht uns nichts aus. Das Wetter ist ja schön - noch - und wir sind für die Tatsache, dass wir Hamburg mit fast 2 Stunden Verspätung verlassen hatten und gefühlt die halbe Nacht irgendwo auf der Strecke rumstanden, trotzdem noch im Zeitplan.

Eine Gruppe Norddeutscher bei denen sich sogar eine Scrambler befindet, sind ebenso unter den Wartenden, wie auch ein recht wild aussehender Finne, der seine komplette Tour in ein und der selben Klamotte zu machen scheint. Schwere Motorradjacke mit Kutte aber Jeans mit grossen Löchern über den Knien - zur Belüftung versteht sich - Protektoren Fehlanzeige, fährt er zu meiner Verwunderung keine Harley sondern eine Tourenmaschine. So kann man sich täuschen.
 

Ich habe meinen Weg an drei Seen vorbei gewählt. Bielersee, Neuenburger See und Genfer See. Da es Wochenende ist, rechne  ich mit vielen Sommerfrischlern auf den Strassen um die Seen. Dies ist jedoch nicht der Fall.
Kaum aus Lörrach raus, habe ich freie Bahn und freue mich das erste Mal über meine gut gewählte Steckenführung, die tolle Landschaft und das noch gute Wetter und die Sonne, die mich begleitet...noch.
 
Auf meiner heutigen Route werde ich mich also auf die kommenden kirchlichen Sehenswürdigkeiten und Eindrücke einstimmen und erstmal die göttliche Schöpfung der Natur in Form von Landschaft genießen, bevor es dann ab Lyon auf den eigentlichen Jakobsweg geht.

Sollte mir die ein oder andere Sehenswürdigkeit in Form von Burgen und Schlössern unter die Augen kommen, werde ich, sofern es die Zeit zulässt nicht abgeneigt sein, zu verweilen. Hierbei habe ich bereits einiges ins Auge gefasst  - die Markierungen zu den Sehenswürdigkeiten unten zeigen dies.
Schlösser und Burgen ausführlich zu besichtigen kann jedoch sehr zeitraubend sein. Ich werde diese also mit einem Mittags oder Kaffeepäusschen  zu verbinden wissen.
 
Sowohl Lausanne also auch Montreux ist ein teures Pflaster, wie ich im Vorwege auf der Suche nach eine Unterkunft bereits feststellen musste und so wird die erste Nacht wohl eher ein Hostel oder eine Pension/ Bed and Breakfast sein, um meine Urlaubskasse nicht schon am ersten Abend in die Knie zu zwingen. 

So der Plan.
 





















































































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